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Die Bünner 1100 Jahrfeier im Jahr 1972

Die Bünner 1100 Jahrfeier im Jahr 1972 stand ganz im Zeichen des früheren ländlichen Bünner Lebens. Ein gab ein eigens dafür gebildetes Festkomitee und bei Meyer in Bünne fanden die Feierlichkeiten statt. Zur Jubiläumsfeier waren alle Bünner und ehemaligen Bünner eingeladen worden und sehr viele folgten der Einladung.

Der gesamte Platz vor dem Haus bei Meyer wurde festlich geschmückt. Ein Kinderkarussell wurde aufgebaut und auch die „Süßen Sachen“ von Albert Hönemann waren an seinem Verkaufsstand erhältlich. Ein ROLINCK Pilsener Bierpavillon und eine Würstchenbude gehörten natürlich auch dazu. Es gab damals auch noch Meyers afu – Lebensmittelgeschäft, in dem heute die Gastwirtschaft ist. Ein Kassierer Häuschen stand an der Straße, die Dinklager Feuerwehr kassierte den Eintritt. Die Straße selbst war mit einem Zaun abgesperrt. Meyers Hof glich einem kleinen wunderbar gemütlichem Kirmesplatz.  

Samstagabend war Tanz, wie der ja bei Meyer zu der Zeit immer stattfand. Sonntagvormittag fand ein Festgottesdienst und anschließendem Festakt im Saal statt. Festreden wurden u. a. von Bürgermeister Gerhard Peuker, Pfarrer Wilhelm Niemann und von Heimatforscher Josef Hürkamp gehalten.

Sonntagnachmittag war dann das Unterhaltungsprogramm. An kleinen Ständen wurden handgemachte schöne Dinge angeboten. Und es gab auch frisch gebackenen Baukweiten Pannkauken, Spiegeleier und andere leckere Dinge am „Herdfüer“. Das Dinklager Kolpingorchester spielte auf zur Unterhaltung.

Ein besonderer Höhepunkt war der Umzug der Bünner in alten ländlichen Trachten. Dies ist auf den alten Bildern und auf einem alten Video von Günther Schwarz eindrucksvoll zu sehen. Die Frauen trugen festliche lange schwarze Kleider, die Männer begleiteten die Frauen mit Frack und Zylinder. Einige Männer trugen lange Bärte. Im Umzug wurden auch alte Kinderwagen mitgeführt und Josef Bramlage spielte Schifferklavier. Angeführt und in Stimmung gebracht wurde der Umzug vom Kolpingorchester.

Viel junges Volk begleitete den Umzug. Unter ihnen auch, wie auf Bildern zu sehen ist, die 5-jährige Claudia. Der Festumzug führte dann Richtung Kinderkarussell, wo man „uppe Zesen“ noch einige Runden drehte.

Danach wurde, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch üblich, Roggen mit dem Flegel ausgedroschen. Die Dreschmänner trugen „Manchester Büchsen“, blaue Kittel und einen Strohhut, die Frauen „Klapphaut und lange Schötten“. Danach wurde Pause gemacht, gevespert und es wurden alte lange Pfeifen, genannt „Bostklopper“, geraucht. Ich denke, einen kleinen Schnaps gabs auch.

Der Heimatforscher Josef Hürkamp (1914-1991) brachte damals im Auftrage des Heimatvereins Dinklage ein 300-seitiges Buch heraus, in dem viel über die Bünner Geschichte und das frühere Bünner Landleben zu erfahren ist: “Mitteilungen des Heimatvereins Herrlichkeit Dinklage e.V., 1100 Jahre Bauernschaft Bünne 872-1972“.

Die Post gab damals Ersttagsbriefe heraus, mit dem Konterfei von Ludolf de Bunni. In dem Brief markierte der 17.10.1972 genau die 1100 Jahre, die seit der ersten Erwähnung von Bunni am 17.10.872 vergangen waren.

Die Feierlichkeiten wurde zu einem echten Bünner Erlebnis und es wurde noch lange darüber geschnackt. Das Kassierer Häuschen wurde im Bünner Wohld als kleine Partyhütte wieder aufgebaut. Doch der Hütte war kein langes Dasein vergönnt. Der Novembersturm von 1972 hat sie in die Lüfte gehoben und unsanft wieder fallen lassen. 

Schon damals gab man sich das Versprechen, in 50 Jahren ein ähnliches Fest zur 1150 Jahrfeier wieder zu gestalten. Das Versprechen wird von den Bünnern im Sommer 2022 eingelöst.